Energiewende in Deutschland – Hintergrund und Ziele

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erneuerbare energie

Geschrieben von GEP

20. April 2022

Die Energiewende gehört zu den größten deutschen Projekten der letzten Jahrzehnte. Sie ist essenziell, um die Treibhausgasemissionen Deutschlands zu verringern, unabhängiger von Energieimporten zu werden und die Versorgungssicherheit sicherzustellen. Außerdem ist sie ein wichtiger Innovationstreiber und kann zur Schaffung von Arbeitsplätzen und einer nachhaltigen Entwicklung der deutschen Wirtschaft beitragen.

Definition: Energiewende

Der Begriff „Energiewende“ bezeichnet den Prozess, in dem die Energieversorgung in Deutschland von Atomenergie und fossilen Energieträgern (insbesondere Kohle, Öl und Gas) auf erneuerbare Energien (wie Sonnenergie, Geothermie, Wasser- und Windkraft) umgestellt wird. Neben der Umstellung der Energieversorgung wird darauf gesetzt, den Energieverbrauch stark zu senken, indem Energie sparsam und effizient genutzt wird.
Als Startpunkt der Energiewende kann der 1. Januar 1991 gesehen werden: An diesem Tag trat das sogenannte Stromeinspeisungsgesetz in Kraft. Dieses regelte zum ersten Mal, dass Stromversorger elektrische Energie aus erneuerbaren Quellen einspeisen und vergüten müssen und war der Vorgänger der Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG).
Im Jahr 2010 erfolgte ein weiterer maßgeblicher Schritt: Die deutsche Bundesregierung beschloss eine drastische Reduktion der Emission von Treibhausgasen bis 2017. Der Anteil des Bruttostromverbrauchs wurde zu diesem Zeitpunkt zu lediglich etwa 17 Prozent mit erneuerbaren Energieträgern gedeckt. Ein Jahr später ereignete sich die Nuklearkatastrophe im japanischen Kernkraftwerk Fukushima. Aufgrund des enormen Risikos derartiger Katastrophen lehnten infolgedessen die meisten deutschen Bürger Nuklearkraft ab. Daraufhin beschloss die Bundesregierung einen Ausstieg aus der Kernkraftnutzung bis 2022, was den Ausbau von erneuerbaren Energieträgern umso wichtiger machte, um die Versorgungssicherheit in Deutschland sicherzustellen.

Notwendigkeit der Energiewende

Durch den Ausbau der erneuerbaren Energieträger kann auf risikobehaftete Quellen wie Atomenergie verzichtet werden. Des Weiteren kann die Bundesrepublik dadurch Abhängigkeiten von anderen Staaten abbauen, indem weniger Energieträger wie Gas, Kohle und Öl importiert werden müssen.
Die Notwendigkeit ergibt sich jedoch insbesondere aufgrund des globalen Klimawandels, der eine der drängendsten Herausforderungen der Menschheitsgeschichte ist. Im Dezember 2015 wurde das Übereinkommen von Paris auf der Klimakonferenz der Vereinten Nationen verabschiedet, das von 197 Staaten unterzeichnet wurde. Als Ziel wurde festgelegt, die Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur auf deutlich weniger als zwei Grad – möglichst weniger als 1,5 Grad – zu beschränken. Die Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energieträger ist dabei eines der wichtigsten Instrumente, um dieses Ziel erreichen zu können, da ein großer Anteil der weltweiten Treibhausgasemissionen auf die Nutzung fossiler Energieträger zurückzuführen ist. Wird die Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur nicht aufgehalten, droht laut Klimatologen eine starke Zunahme von Extremwetterereignissen wie Starkregen, Dürren, Hitzeperioden und Stürmen. Erste Auswirkungen des Klimawandels sind bereits weltweit – auch in Deutschland – messbar.

Treibhausgasneutralität als Basis der Energiewende

Neben den vor Weltgemeinschaft festgelegten globalen 2- bzw. 1,5-Grad-Zielen gibt es sowohl auf Ebene der Europäischen Union als auch auf Bundesebene Ziele für die Energiewende. So sollen in der EU bis zum Jahr 2030 mindestens 40 % des Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen. Im Klimaschutzgesetz der Bundesrepublik wurde 2019 festgelegt, dass Deutschland bis 2050 größtenteils treibhausgasneutral sein soll. Außerdem wurde beschlossen, dass Deutschland bis spätestens 2038 aus der Verstromung von Kohle aussteigt. Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Jahr 2021 war das 2019 verabschiedete Klimaschutzgesetz jedoch verfassungswidrig: Der damit einhergehende Emissions-Reduktionspfad würde jungen und künftigen Generationen große Belastungen aufbürden und ihre Freiheit übermäßig einschränken. Aus diesem Grund musste die Bundesregierung das geplante Ziel revidieren und eine Klimaneutralität Deutschlands bis 2045 beschließen, was zeitnah einen stärkeren Ausbau der erneuerbaren Energien und der Stromnetze erfordert. Darüber hinaus ist eine deutlich höhere Energieeffizienz in privaten Haushalten, Unternehmen, Gebäuden und im Verkehr erforderlich, um das Ziel der Treibhausgasneutralität zu erreichen.

Welche Ziele gibt es für die Energiewende?

Bis 2030 soll der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch mindestens 65 Prozent betragen. Die Emission von Treibhausgasen soll bis dahin 55 Prozent niedriger sein als im Jahr 1990. Im Hinblick auf die Energieeffizienz gilt: Der Primärenergieverbrauch soll im Jahr 2030 mehr als 30 Prozent niedriger und 2050 mindestens 50 Prozent niedriger sein als 2008. Zentral ist hierbei die sogenannte Kraft-Wärme-Kopplung, bei der die während der Stromerzeugung entstehende Abwärme für Produktionsprozesse oder zum Heizen genutzt wird. Gleichzeitig soll sichergestellt werden, dass die Versorgungssicherheit garantiert ist und Deutschland international wettbewerbsfähig bleibt. Da die Bedeutung von erneuerbaren Energien global kontinuierlich zunimmt, die Bundesrepublik als Technologie- und Industrieland profitieren: So entstehen neue Arbeitsplätze durch die Erforschung, Entwicklung und Produktion nachhaltiger Energielösungen. Als exportorientierte Volkswirtschaft kann Deutschland zudem bestehende Exportkanäle nutzen und neue Absatzmärkte mit dieser Technologie erschließen, was für eine nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft unabdingbar ist.

Neue Speicherlösungen und dezentralisierte Strukturen

Neben der Erhöhung der Energieeffizienz und dem Ausbau erneuerbarer Energieträger ist ein wichtiges Ziel, neue Speicherkonzepte zu entwickeln und das bestehende Energienetz auszubauen: Die erzeugte elektrische Energie aus Wind und Sonne fluktuiert, weshalb Überschüsse im Netz gespeichert werden müssen, sodass diese in Zeiten geringerer Energiebereitstellung abgerufen werden können. Dazu wurde die sogenannte „Förderinitiative Energiespeicher“ ins Leben gerufen, die die Entwicklung und Markteinführung von neuartigen Technologien zur Speicherung von Energie fördern soll.

Als weiterer Grundpfeiler der Energiewende gilt das Konzept „Power-to-Gas“. Hierbei soll überschüssiger Strom aus grüner Energie genutzt werden, um Wasser zu spalten. Der entstehende Wasserstoff kann danach genutzt werden, um mittels Brennstoffzellen in Strom umgewandelt werden. Alternativ kann er in das bestehende Erdgasnetz eingespeist werden.
Ein weiteres Ziel der Energiewende ist, eine dezentralisierte Stromerzeugung mit vielen kleinen Anlagen aufzubauen. Zwischen ihnen stehen intelligente Stromnetze, die miteinander kommunizieren, damit der erzeugte Strom bestmöglich genutzt werden kann.

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