Was macht ein Waschmittel nachhaltig?

  1. Home
  2. Grüne Produkte
  3. Was macht ein Waschmittel nachhaltig?
Reinigungsmittel

Geschrieben von GEP

11. November 2021

Waschmittel sind ein Schlüsselelement auf dem Weg zum Erreichen der globalen Klimaziele und den schonenden Umgang mit der Umwelt. Doch gerade hier sind viele ökologischen Faktoren und Zielwerte im Interesse hoher Leistungsfähigkeit und günstiger Preisgestaltung auf der Strecke geblieben.

Nachhaltiges Waschen ist allerdings weit mehr als Öko-Romantik. Es geht um Milliarden Tonnen umwelt– und klimaschädlicher Stoffe, die sich durch ökologisches Bewusstsein beim Umgang mit der täglichen Schmutzwäsche vermeiden lassen.

Alleine in Deutschland wandern rund 630.000 Tonnen Waschmittel in die Trommeln der Waschmaschinen überall im Land. Umgerechnet sind das knapp acht Kilogramm pro Kopf. Das Problem dabei: Herkömmliche Waschmittel sind vielfach Träger umweltschädlicher Stoffe wie optische Aufheller, Duftstoffe und Tenside die auf fossilen Energieträgern beruhen.

Waschen ist an sich umweltschädlich

Erstaunlich ist die dezidierte Aussage des Bundesumweltamts zum Thema Waschen: Es gibt kein rundum umweltfreundliches Waschmittel. Nachhaltiges Waschen bedeutet demnach, die schädlichen Auswirkungen auf Umwelt und Klima weitestmöglich zu verringern.

Ein Schritt in die richtige Richtung ist die Verwendung von Öko-Waschmitteln, soweit die Produktversprechen den Tatsachen entsprechen. Aber auch klassische Waschmittel können durchaus umweltschonend sein, wenn sie einige Kriterien erfüllen und verantwortungsbewusst eingesetzt werden.

Klassisches Waschpulver: umwelttechnisch vorn

Das herkömmliche Waschmittel in Pulverform hat einige Vorteile gegenüber modernen Darreichungsformen. Es besteht meist nur aus dem eigentlichen Wirkstoff und ist vielfach in Pappkartons verpackt. Auf diese Weise lässt sich der ökologische Fußabdruck des Waschvorgangs möglichst klein halten.

So ist der Karton meist gut recycelbar. Auch das Waschmittel selbst belastet die Umwelt nur so weit wie nötig. Neuere Darreichungsformen wie beispielsweise Mikroperlen erfordern zusätzliche umweltbelastende Materialien zur Bildung der Außenschicht der Perlen.

Auch lässt sich Pulver durch die leichte Dosierbarkeit exakt auf die Wäschemenge abstimmen. Kontraproduktiv im ökologischen Sinn sind portionierte Waschmittel, beispielsweise in Tabs oder Kissen. Neben dem zusätzlichen Materialaufwand fördern sie die Neigung zur Überdosierung, da die eingebrachte Waschmittelmenge nur bei einer vollen Trommel angemessen ist.

Öko-Tipp: Pulverkonzentrat

Waschmittelkonzentrat in Pulverform bietet einen weiteren Vorteil: Neben der leichten Dosierbarkeit hilft konzentriertes Pulver dabei, den ökologischen Fußabdruck weiter zu verringern: einerseits durch die kleiner Verpackung bei gleicher Waschleistung, andererseits durch die Gewichts- und Volumeneinsparung beim Transport vom Hersteller über den Zwischenhandel bis in den Haushalt.

Konzentrate sind auch bei flüssigen Waschmitteln erhältlich. Hier sprechen allerdings die generischen Nachteile von Flüssigwaschmitteln gegen die Anwendung.

So benötigen flüssige Waschmittel die Verpackung in Plastikflaschen oder -behältern. Auch die Waschleistung in bei flüssigen Mitteln meist geringer als bei Pulver, so dass größere Mengen für das gleiche Waschergebnis erforderlich ist, insbesondere auch bei der Beseitigung von hartnäckigem Schmutz oder Flecken.

Darüber hinaus enthalten flüssige Waschmittel in der Regel Konservierungsstoffe, um eine lange Anwendungsdauer zu gewährleisten. Gerade Konservierungsstoffe sind aus ökologischer Sicht besonders problematisch. Zudem sind sie nicht selten der Auslöser für Allergien.

Optische Aufheller und Enthärter: besser meiden

Der Mythos der strahlend weißen Wäsche – und später auch der leuchtenden Farben – hat zu einem Boom bei der Zugabe von optischen Aufhellern in Waschmittel geführt. Aus ökologischer Sicht gibt es beim Thema Waschen kaum eine unsinnigere Entwicklung.

Optische Aufheller sind reines Marketing und haben keinerlei Auswirkung auf die Sauberkeit der Wäsche. Sie dienen lediglich dazu, eine scheinbar hohe Wirksamkeit des Mittels vorzutäuschen. Dabei sind Aufheller äußerst schwer abbaubar und belasten insbesondere die Gewässer.

Differenzierter gestaltet sich die Angelegenheit bei der Zugabe von Wasserenthärtern. Sie sind grundsätzlich sinnvoll, da sie besonders bei hartem Wasser zu einer geringeren Dosierung des Waschmittels führen – und damit zu einer geringeren Umweltbelastung.

Der eigentliche ökologische Nutzen hängt allerdings wesentlich von der Beschaffenheit des Enthärters ab. Kommen Phosphate zum Einsatz, sind das äußerst schlechte Nachrichten für den Gewässerschutz, da sie Gewässer schwer belasten und sogar bis zum Umkippen führen können.

Besser sind Enthärterstoffe, wie sie meist in ökologischen Waschmittel verwendung finden, beispielsweise Silikate, Citrat oder Zeolith A. Auf diese Weise lässt sich eine ökologisch vernünftige Balance zwischen Belastung durch den Enthärter und Nutzen durch die geringere Dosierung herstellen.

Waschen nach Maß: der Waschmittel-Baukasten

Für jeden Waschgang und jedes Material das passende Waschmittel – das ist der ökologisch sinnvollste Weg, nachhaltig zu waschen. Dazu ist allerdings keine unübersehbare Menge unterschiedlicher Waschmittel erforderlich, sondern der Waschmittel-Baukasten.

Waschbaukästen bestehen in der Regel aus einem Basismittel, einem Bleichmittel und einem biologischen Enthärter. Damit lassen sich exakt dosierte Mischungen herstellen, die sich optimal an den anstehenden Waschgang und an die Wasserhärte anpassen lassen. Nach einiger Übung gehören umweltschädliche Effekte wie die Überdosierung oder die verwendung umweltschädlicher Bestandteile endgültig der Vergangenheit an.

So ist beispielsweise die Zugabe von Bleichmittel nur erforderlich, wenn die Wäsche stark verschmutzte oder mit Flecken versehene Teile enthält. Und erfolgt die Wäsche mit relaltiv weichem Wasser, ist nur wenig oder gar kein Enthärter nötig.

Ökologisch besonders sinnvoll ist die Methode, den Vorrat an Waschmittel aufzustocken. Die einzelnen Bestandteile des Waschbaukastens lassen sich einzeln erwerben – so ergeben sich keine vermeidbaren Überhänge, die dann ungenutzt auf den Müll wandern.

Die Waschnuss – eher skurril als praktikabel

Die Idee stammt aus Nordindien: Die Schalen von drei speziellen Nüssen in ein Baumwollsäckchen stecken, zur Wäsche geben und den Waschvorgang starten. Auf den ersten Blick scheint es nur Vorteile zu geben: Es kommt keinerlei Chemie zum Einsatz, was zu einem Optimum an Umweltfreundlichkeit führt.

Den Haken zeigt das Verbraucherportal Öko-Test auf: Der Waschergebnis ist alles andere als befriedigend. Schon nach einigen Wäschen zeigen sich bei heller Wäsche deutliche Anzeichen von Vergilbung. Auch hartnäckige Verschmutzungen lassen sich auf diesem Weg nur unzureichend beseitigen.

Zudem entsteht ein Nebeneffekt, mit dem niemand gerechnet hat: Die starke Nachfrage aus Europa hat in Indien zu einer Preisexplosion bei Waschnüssen geführt. Nachhaltigkeit hat eben auch Aspekte, die sich erst auf den zweiten Blick erschließen.

Lesen Sie auch…